Neue Ausgabe von Machine Against the Rage veröffentlicht



Am 17. Oktober erschien die neue Ausgabe von Machine Against the Rage, dem Online-Magazin für digitale Konfliktforschung. Der Schwerpunkt der Ausgabe lag auf Community Notes und dem Umgang mit Desinformation.

Machine Against the Rage: In der neuen Ausgabe von Machine Against the Rage geht es um Community Notes und den politischen Streit um Fakten.

Mit dem Erscheinen der neuen Ausgabe von Machine Against the Rage wurde der Relaunch als Online-Magazin für digitale Konfliktforschung abgeschlossen. Gestartet als Trendreport der BAG »Gegen Hass im Netz«, öffnet sich das Magazin nun auch für breitere Themen und externe Wissenschaftler*innen. 

Analyse zu Community-Notes (Schwerpunktthema der Ausgabe)

Im Januar kündigte Mark Zuckerberg an, das Konzept der Community Notes von X für Facebook zu übernehmen – jenes System, mit dem Nutzer*innen über die Richtigkeit bzw. Seriosität von Inhalten urteilen sollen. Während manche das Modell als demokratische Alternative zum Fact-Checking feiern, prüft die Europäische Kommission, ob das System ihren Anforderungen zur Bekämpfung von Desinformation entspricht. 

In der Studie ausgewertet wurden 35.508 deutschsprachige Community Notes, die seit 2021 verfasst wurden, davon 2.228 veröffentlichte, ergänzt um quantitative Analysen zu Akteuren, Themen, Quellen und Veröffentlichungszeitpunkten. Die wichtigsten Eckpunkte in Kürze:

  • Nur ein kleiner Teil der Notes (6%) wird veröffentlicht – oft erst viele Stunden nach dem Höhepunkt der Viralität der Posts (im Mittel 19 Stunden später).
  • Das System ist hoch selektiv: Es betrifft v.a. reichweitenstarke Accounts aus Politik und Medien und vorwiegend Themen wie Klima, Krieg oder Migration.
  • Die meisten Community Notes verweisen auf seriöse Quellen (v.a. Wikipedia, journalistische Medien).
  • Häufig zielen Community Notes nicht direkt auf Faktenprüfung ab: 55% der verfassten Community Notes geben eher Meinungen ab, sind abwegig oder sind als bloße Hinweise, nicht als Richtigstellung zu lesen.
  • Die Posts von rechtsalternativen Akteure sind häufig Ziel von Community Notes, doch alle politischen Lager sind betroffen.
  • Insgesamt zeigen sich je nach Reichweite, Themen und ideologischer Verortung große Unterschiede, deren Ursachen durch weitere Forschung zu klären sind.

Die Analyse zeigt, was dieses System über den politischen Streit über Fakten und Wahrheiten in einer digitalen Gesellschaft verrät – und über geo- und digitalpolitische Machtkämpfe.

Foto: Stefanie Loos/ IDZ Jena. Unsere Panelgäste diskutieren über Alternativen zum Faktencheck.

Weitere Themen: Telegram-Monitoring und Compact-Verbot

Darüber hinaus ziehen wir Bilanz aus drei Jahren Telegram-Monitoring. Hierzu werteten wir Millionen von Nachrichten von Rechtsextremismus & Co. aus: die damit verbundenen Interaktionen, Themen und Trends. Unser Fazit: Trotz leichtem Bedeutungsverlust bleibt Telegram zentraler Anker für Akteure am rechten Rand.

In einer Blitzlicht-Analyse widmen wir uns dem gescheiterten Compact-Verbot. Und wir fassen in unserer Rundschau Maßnahmen aus dem vergangenen halben Jahr gegen Hass und Desinformation im Netz zusammen.

Foto: Stefanie Loos/IDZ Jena. Hilfreich oder nicht? Das Publikum bewertet ausgewählte Community Notes auf X.

Relaunch Event in Jena

Der Relaunch des Magazins wurde ebenfalls am 17. Oktober im Kulturzentrum Trafo in Jena mit einer Veranstaltung begangen. Neben einer Vorstellung der neuen Ausgabe und insbesondere der Studie zu Community Notes gab es ein Podiumsdiskussion zur Zukunft von Faktencheck & Co. Es diskutierten dabei: Heike Gleibs (Wikimedia Deutschland e. V.), Daniel Weimert (codetekt e. V.), Martin Fuchs (Politik- und Digitalberater) und Franziska Martini (IDZ Jena). Moderiert wurde die Diskussion von Ann-Kathrin Benner (IDZ Jena). 

Über die Ergebnisse der Studie berichteten unter anderem der Spiegel, der Podcast Haken dran des c’t-Magazins und Deutschlandfunk Kultur

Mehr Infos unter: https://machine-vs-rage.net/ausgabe-8/

Autor*in

Maik Fielitz, IDZ Jena