
Im September hat die GMK im Rahmen von toneshift für zwei Tage an die Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg eingeladen, um Herausforderungen und pädagogische Handlungsoptionen angesichts wachsender digitaler Gewalt und Desinformation zu diskutieren. Die Netzwerktagung fand in einer Zeit statt, in der wir wöchentlich, wenn nicht sogar täglich von Angriffen auf demokratische Öffentlichkeiten erfahren müssen. Zentraler Schauplatz sind soziale Medien. Doch wie sozial sind diese Orte überhaupt noch und wie können wir das Soziale dorthin zurückholen? Rüdiger Fries, Co-Vorstandsvorsitzender der GMK, betonte in seinen Grußworten zu Beginn der Veranstaltung die Dringlichkeit, politische Medienbildung als wirksames Instrument im Kampf gegen digitale Gewalt und Desinformation weiterzuentwickeln und Kräfte zu bündeln. Politische Medienbildung ist immer auch politische Bildung, berührt also die Fragen: Was können wir tun und wie können wir politisch Einfluss nehmen? Diese Fragen haben das Team und die Teilnehmenden ebenso durch die zwei Tage begleitet wie die vielen Programminhalte und Impulse, die maßgeblich aus der anwesenden Fachcommunity kamen.
Inputvorträge
Mit ihrem Vortrag Bilderremix für die (Medien-)Bildung: Hass im Netz erkennen und begegnen zeigte Dr. Lisa Bogerts, Politikwissenschaftlerin / Institut für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) Berlin, eindrücklich, wie bildbasierte Memes in ihrer scheinbaren Harmlosigkeit zur Mobilisierung durch rechtspopulistische Gruppen genutzt werden.
Alin Bernunzo und Dr. Andreas Weich, Leibniz Institut für Bildungsmedien / Georg-Eckert-Institut, führten am zweiten Tag mit dem Impulsvortrag Nicht gehört, nicht gesehen – Silencing im Kontext epistemischer und digitaler Gewalt in das Konzept epistemischer Gewalt ein, das sich am Beispiel generativer KI zeigt: Wie werden Stimmen im Netz unhörbar und unsichtbar gemacht und wie erschwert dies den Zugang zu Wissen? Das Thema wirft zentrale Fragen zu Glaubwürdigkeit und Beteiligung im digitalen Raum auf.
Workshops
Auf zwei Tage verteilten sich insgesamt elf Workshops, die eine breite Palette an Themen abdeckten. Von Online-Distanzierungsarbeit als Ansatz gegen Radikalisierung und menschenfeindliche Ideologien im Netz, über die Verhandlung kontroverser gesellschaftspolitischer Themen in medienpädagogischen Settings mithilfe von „Safer und Braver Spaces“, bis hin zum Einsatz von Zauberkunst, um Teilnehmende für digitale Täuschungen, kognitive Verzerrungen und emotionale Manipulation in Medien zu sensibilisieren, waren zahlreiche pädagogische und praxisnahe Ansätze geboten. Der Frage “Wie können Social-Media-Redaktionen ganz praktisch für rassismuskritische Berichterstattung sensibilisiert werden und Hass im Netz wirksam entgegentreten?” sind die Neuen deutschen Medienmacher*innen im Workshop „Rassismus ist kein Clickbait“ nachgegangen. Mit dabei: ein Kartensets zu Sensibilisierung von Redaktionen – mit Frage-, Bild- und Faktenkarten. Gemeinsam mit den Teilnehmenden haben sie Negativbeispiele aus der Berichterstattung analysiert, Better Practices vorgestellt und Strategien gegen Hasskommentare diskutiert. Weitere Einblicke in die Arbeit der Partnerorganisationen bei toneshift wurden bei einem Markt der Möglichkeiten gegeben.
Die zwei Tage in Magdeburg haben dem Team und den Teilnehmenden nicht nur neue Perspektiven und etliche Aha-Momenten beschert, sondern auch eine wichtige Plattform und viel Zeit für den Austausch untereinander ermöglicht. Die Veranstaltung hat erneut gezeigt, dass Vernetzung in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Konflikte essentiell ist, um wirksame Strategien für ein soziales und demokratisches Internet zu gestalten.
Das ganze Fazit und ein ausführlicher Veranstaltungsbericht: https://hass-im-netz.gmk-net.de/rueckblick-netzwerktagung-truly-social/
